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Lipschitz-stetige Funktionen

Wir wollen eine Klasse von stetigen Funktionen untersuchen, für die man die $ \varepsilon$-$ \delta $-Relation sehr gut im Griff hat:

Definition 2.4.1 (Lipschitz-stetige Funktionen)  

Es sei $ I $ ein Intervall. Eine Funktion $ f:I \rightarrow \mathbb{R}$ heißt Lipschitz-stetig, wenn es eine Konstante $ L\geqslant0 $, $ L\in\mathbb{R}$, so gibt, daß

$\displaystyle \vert f(x)-f(y)\vert \leqslant L\, \vert x-y\vert$       für $ x$, $ y \in I $.$\displaystyle $

$ L $ heißt eine Lipschitz-Konstante von $ f$.

LIPSCHITZ, Rudolf Otto Sigismund, 1832-1903.

Beispiele 2.4.2 (Lipschitz-stetige Funktionen)  

  1. Für $ n\in \mathbb{N}$ ist   $ x\mapsto x^n $  Lipschitz-stetig auf jedem Intervall $ [-a,a] $, $ a>0 $:

    $\displaystyle \vert x^n-y^n\vert = \vert\sum_{k=0}^{n-1} x^ky^{n-1-k}\vert\vert x-y\vert\leqslant L\,\vert x-y\vert
$

    mit $ L :=na^{n-1} $.
  2. Für $ n\in \mathbb{N}$ ist   $ x\mapsto \sqrt[\uproot{2}n]{x} $  Lipschitz-stetig auf jedem Intervall $ [a,\infty) $, $ a>0 $:

    $\displaystyle \vert\sqrt[\uproot{2}n]{x}-\sqrt[\uproot{2}n]{y}\vert =
\frac{\v...
...
\sqrt[\uproot{2}n]{\smash[b]{y}}\;\strut^{n-1-k}}
\leqslant L\,\vert x-y\vert
$

    mit $ \displaystyle L
:=\frac{1}{na^{\frac{n-1}{n}}}= \frac{1}{n}a^ {-\frac{n-1}{n}} $.
  3. Die Funktion $ x\mapsto x^{\frac{p}{q}} $ werden wir später mit Hilfe des Mittelwertsatzes der Differentialrechnung untersuchen (vgl. auch Korollar [*])

Bemerkung 2.4.3   Wenn $ f:I \rightarrow \mathbb{R}$ Lipschitz-stetig ist, so bildet $ f$ Cauchy-Folgen in Cauchy-Folgen ab.

Beweis . Klar

Bemerkung. Den Begriff Lipschitz-stetig kann man genauso für Funktionen $ f: I\cap \mathbb{Q}\rightarrow \mathbb{R}$ erklären. Dies gibt uns eine Methode, Funktionen von den rationalen Zahlen auf die reellen Zahlen fortzusetzen:

Satz 2.4.4 (Fortsetzung Lipschitz-stetiger Funktn.)  

Es sei $ I\subset \mathbb{R}$ ein Intervall. Eine Lipschitz-stetige Funktion $ f: I\cap \mathbb{Q}\rightarrow \mathbb{R}$ hat genau eine stetige Fortsetzung $ \widetilde{f} : \bar{I} \rightarrow \mathbb{R}$.

Diese ist ebenfalls Lipschitz-stetig mit der gleichen Lipschitz-Konstante.

Bezeichnung. $ \bar{I} $ bezeichnet das $ I $ entsprechende abgeschlossene Intervall.

Beweis . Nach Bemerkung [*]  gibt es zu $ x\in \bar{I} $ eine Folge $ (r_n)_n $ in $ I\cap\mathbb{Q}$, die gegen $ x$ konvergiert. Dann ist $ \bigl(f(r_n)\bigr)_n $ eine Cauchy-Folge und es existiert

$\displaystyle \lim\limits_{n\to\infty}f(r_n) = \ell$.$\displaystyle $

Nach dem Reißverschlußprinzip [*]  gilt für jede Folge $ (s_n)_n$ in $ I\cap\mathbb{Q}$:

$\displaystyle s_n\to x \quad\Rightarrow\quad f(s_n)\to \ell$.$\displaystyle $

Offensichtlich ist $ f(x) = \ell $ für $ x \in I\cap\mathbb{Q}$.

Wir definieren die Fortsetzung $ \widetilde{f} $ durch $ \widetilde{f}(x) :=\ell $.

Zu $ x$, $ y \in \bar{I} $ wähle Folgen $ (r_n)_n $, $ (s_n)_n$ in $ I\cap\mathbb{Q}$ mit $ r_n \to x $ und $ s_n \to y $. Dann folgt:

$\displaystyle \vert f(x)-f(y)\vert$ $\displaystyle = \lim_{n\to\infty}\vert f(r_n)-f(s_n)\vert$    
  $\displaystyle \leqslant \lim_{n\to\infty}L\,\vert r_n-s_n\vert = L\,\vert x-y\vert$   .    

Satz 2.4.5 (Vererbung der Monotonie)  

Es seien $ I\subset \mathbb{R}$ ein Intervall und $ f:I \rightarrow \mathbb{R}$ stetig auf $ I $.

Wenn die Einschränkung $ f\vert _{I\cap\mathbb{Q}} $ (streng) monoton wachsend ist, so ist $ f$ (streng) monoton wachsend.

Beweis . Wir zeigen den Fall strenger Monotonie:

Es seien $ x$, $ y\in \mathbb{R}$ und $ x<y$. Nach [*] gibt es $ s_1 $, $ s_2\in \mathbb{Q}$ mit $ x < s1 < s_2 < y $ und Folgen $ (r_n)_n $, $ (t_n)_n $ in $ \mathbb{Q}$, so daß von unten $ r_n \to x $ und von oben $ t_n\to y $. Dann gilt

$\displaystyle f(x) = \lim_{n\to\infty}f(r_n) \leqslant f(s_1) < f(s_2)
\leqslant \lim_{n\to\infty}f(t_n) = f(y)$   .$\displaystyle $


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Analysis1-A.Lambert 2001-02-09