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6 Wissenskonstruktion und situiertes Lernen

Situiertes Lernen (SiL) (vgl. wohl [PETERSSEN 99, S.263 f.] und den hier zusammengefassten Text [GU]) ist keine einzelne Methode, sondern ist vielmehr eine prinzipielle komplexe Forderung an die Gestaltung von Lernvorgängen im Unterricht.

Sie ist aus Bemühungen um selbstgesteuertes Lernen im Unterricht heraus erwachsen, wie sie im deutschsprachigen Raum vor allem von MANDL (siehe auch [*]) im Rahmen so genannter konstruktivistischer Lernpsychologie durch Auswertung von Primäruntersuchungen zu selbstgesteuertem Lernen angestellt werden.

Im traditionellen Unterricht wird zwar durchaus effektiv gelernt, aber das Gelernte bleibt i.d.R. bloß als träges Wissen vorhanden, d.h. es wird behalten und kann auch reproduziert werden, doch es ist nicht anwendbar, steht nicht für Bewältigung von Problemen in Leben und Wirklichkeit bereit.

Menschen brauchen flexibel verfügbares, intelligentes Wissen, das sie selbständig zur Lösung anstehender Probleme nutzen können und das ihnen Handlungskompetenz für ihr Leben verleiht.

Wo im traditionell gestalteten Unterricht Instruktion das maßgebliche Leitbild darstellt:

Lehrer sind aktiv und instruieren
Schüler sind rezeptiv tätig und lassen sich instruieren,
sind bei SiL die Schüler durchgehend - aber: nicht ausschließlich! - aktiv.

Jetzt konstruieren Schüler jetzt ihr Wissen selbst. (Konstruktiv meint hier aktives, selbstgesteuertes Lernen in Unterscheidung von fremdgesteuertem Lernen.)

Die pragmatische Grundorientierung lässt mit SiL ein Prinzip entstehen, das sich zwar ausrichtet auf selbstgesteuertes - subjektiv konstruierendes - Lernen, das aber instruktionale Einschübe und moderierende Eingriffe von außen für nötig erachtet, zumal deren Notwendigkeit in lernpsychologischen Untersuchungen offenbar nachgewiesen werden konnte.

SiL gründet in fünf Merkmalen für die Gestaltung der Lernumgebung im Unterricht, die bei Arrangements beachtet werden sollten:

  1. Lernen ist nur über die aktive Beteiligung des Lernenden möglich. Dazu gehört, daß der Lernende zum Lernen motiviert ist und dass er an dem, was er tut und wie er es tut, Interesse hat oder entwickelt.
  2. Bei jedem Lernen übernimmt der Lernende Steuerungs- und Kontrollprozesse. Wenn auch das Ausmaß eigener Steuerung und Kontrolle je nach Lernsituation variiert, so ist doch kein Lernen ohne jegliche Selbststeuerung denkbar.
  3. Lernen ist in jedem Fall konstruktiv. Keine kognitiven Prozesse finden ohne den individuellen Erfahrungs- und Wissenshintergrund und eigene Interpretationen statt.
  4. Lernen erfolgt stets in spezifischen Kontexten, so daß jeder Lernprozess auch als situativ gelten kann.
  5. Lernen ist immer auch ein sozialer Prozess. Zum einen ist der Lernende mit all seinen Aktivitäten stets soziokulturellen Einflüssen ausgesetzt, zum anderen ist jedes Lernen ein interaktives Geschehen.
Zur Gestaltung von so genannten situierten Lernumgebungen sollten die fünf Forderungen aufgenommen und ihnen entsprochen werden.

Lernprozesse bewirken dann nicht nur den Erwerb von Faktenwissen und spezifischen Fertigkeiten, sondern führen auch dazu, dass sich Lernende Denkmuster, Expertenkniffe, Überzeugungssysteme und ethische Standards der entsprechenden Expertenkultur aneignen.

Von den Vertretern dieses Prinzips wird dafür auf Methoden hingewiesen, die in den USA entwickelt und erprobt worden sind, vor allem



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Anselm Lambert 2001-06-07